04.05.2011

Neue Energietrassen in Flussbetten und Deiche bauen

THESE: Wenn die Leistung aus den Offshore-Windenergieparks durch die Flussbetten+Deichen zu den dort stillgelegten Atomkraftwerken verkabeln, so könnten wir dort die Windenergie in das bestehende Trassennetz einspeisen, also das bestehende Trassennetz weiternutzen, viel Raumordnungsaufwand und Neubau einsparen, die Energiewende beschleunigen und preisgünstiger machen.

AUSFÜHRLICHER

Das Problem ist aus vielen Teilen. Gehen wir sie nach und nach durch.

1. Das Anliegerproblem beim Trassenneubau

Immer wieder wird Umweltschützern vorgeworfen, dass sie den Trassenbau und damit den Ausstieg von der Atomenergie "blockieren" würden, obwohl jedem klar sein sollte, dass weit weniger Blockade durch Umweltschützer als durch Anlieger wahrscheinlich ist, wie auch die Vorstände der Energieunternehmen nur wenig Freude daran hätte, eine Hochspannungsleitung über dem eigenen Garten zu erblicken, auch wenn es ihre Einnahmequelle wäre. Da wird so mancher in eigener Sache zum "Umweltschützer", der eigentlich nur den Wert seiner Immobilie im Auge hat.
Dieses Problem beim Trassenbau ist also vor allem ein "Anliegerproblem" und leider seltener ein seriöses "Umweltschützerproblem".
Doch diese Unterscheidung nur nebenbei, denn für jede Trassenplanung stellt sich ohnehin die Frage, ob und wie sich sich Trassen, insbesondere neue Trassen einsparen lassen.

2. Das Kostenproblem

Neue Energietrassen z.B. von den Offshore-Windparks in die Ballungsräume zu den Verbrauchern zu bauen, wird viele Milliarden kosten.
Und erste Schätzungen sorgten für Schrecken, wenngleich der Schrecken und Schaden, wenn in einem Atomkraftwerk tatsächlich passiert, "was eigentlich nicht passieren durfte", erheblich größer, teurer wäre.
Und dass es in allen Fragen um "Milliarden" geht, sind wir normale Menschen seit den Rettungsschirmen für überschuldete Banken und Staaten längst gewohnt.
Die eigentlichen Fragen lauten anders: a) Wie viele Milliarden werden es? b) Wer bringt die Milliarden auf welche Weise zusammen? c) Wie und in welchen Fristen bekommt derjenige seine Investitionen zurück? d) Und wieder bei allem: Wo liegen Einsparmöglichkeiten?

Die Lösungen zum Anlieger- und Kostenproblem:

1. Teillösung: Die Flussbettverkabelung
Wir brauchen das Energietrassennetz nicht komplett umzubauen, so weit wir die neuen Energieproduzenten in die wichtigsten Knotenpunkte der alten Netzstruktur einzubinden verstehen.
Also beispielsweise die Trassen für die Offshore-Windenergie Anlagen durch die Flussbetten+Deichen hin zu den stillgelegten Atomkraftwerken, die zumeist an Flüssen errichtet wurden, von dort dann auch die stärksten Einbindungen in das europäische Trassennetz haben und nicht mit der Abschaltung an Nutzen und Wert verlören.

Die positiven Effekte der Flussbettverkabelung:

1. Einsparung von raumordnungsrechtlich langwierigen Neu-Trassenprojekten,
1.1. weniger Anliegerprobleme,
1.2. weniger Landschaftseingriffe,
2. Einsparung durch Weiternutzung bestehender Trassen

Die negativen Effekte der Flussbettverkabelung:

1. Aufheizung der Gewässer, aber in gleichem Maße wie zuvor durch Atomkraftwerke?
Das lässt sich berechnen.
2. Energietransportverluste, weil der Offshorestrom anstelle des neuen und kürzesten Wegs zum Verbraucher den Umweg über die stillgelegten Atomkraftwerke nimmt.
Der Umwegtransportverlust lässt sich berechnen und gegenrechnen mit den Opportunitätskosten des Trassenbaus über Land.
3. Havarierisiken für die Binnenschifffahrt, wobei es auf Flussbreiten und Verlegungsweisen ankommt. Die Havarieszenarien dürften allemal überschaubarer sein als bei Atomkraftwerken.

Die ökologischen Aspekte der Flussbettverkabelung:

Ganz sicher wird auch diese Art des Trassenbaus Auswirkungen, folglich auch Negativwirkungen auf die Flussbiotope haben, allerdings wären die dann nicht nur separat anzuschauen, sondern abzuwägen gegen die Eingriffsstärke durch konventionellen Trassenbau auf dem Land - und abzuwägen gegen die Umweltschäden aus Verbrennungskraftwerken bis hin zu den unmessbaren Schäden durch die Radioaktivwirtschaft.